Seit dem 1. Januar 2025 ist die Euro-6e-bis-Norm in Kraft getreten, und mit ihr eine Verschärfung der Zulassungsvorschriften für Plug-in-Hybridfahrzeuge (PHEV). Hinter diesen neuen Maßnahmen steht der Wille der Europäischen Union, die CO2-Emissionen realistischer abzubilden. Ein ambitioniertes Vorhaben, das jedoch die Attraktivität dieser Modelle erschüttern und die Strategien der Automobilhersteller neu definieren könnte.
Die neuen Euro-6e-bis-Tests führen Fahrsimulationen über 2.200 km ein, im Vergleich zu nur 800 km zuvor. Diese Erweiterung zielt darauf ab, den realen Gebrauch von PHEV stärker widerzuspiegeln, deren angegebene niedrige Emissionen im Alltag oft schwer zu reproduzieren waren. Nehmen wir das Beispiel des BMW X1 xDrive25e: Seine homologierten Emissionen von 45 g/km steigen mit den neuen Regeln auf 96 g/km. Bei einigen Modellen verdoppeln sich die Werte, und die für 2027 geplanten zukünftigen Normen werden diesen Trend noch verstärken. Diese Realität wird Branchenkenner nicht überraschen. Die Zulassungswerte von PHEV, wie die berühmten 37 g/km CO2, die von einem über 700 PS starken BMW M5 4.4 V8 Plug-in-Hybrid angegeben wurden, zeugten von einer gewissen „Flexibilität“ bei den Berechnungen. Diese Ära scheint nun vorbei zu sein.
Die unmittelbare Folge dieser neuen Normen wird im steuerlichen Bereich zu spüren sein. Bisher ermöglichten die geringen Emissionen der PHEV, von erheblichen Subventionen und Steuervorteilen zu profitieren, insbesondere für Unternehmen. Doch mit neu berechneten höheren Emissionen dürften diese Vorteile in vielen Ländern wegfallen. Ein Modell, das die 50 g/km überschreitet, könnte für Firmenflotten jeglichen Reiz verlieren, da es steuerlich weit weniger attraktiv wäre. Für die Hersteller stellt dies eine große Herausforderung dar. Plug-in-Hybride waren zu einem entscheidenden Hebel geworden, um die durchschnittlichen Emissionen ihrer Flotten zu senken und die europäischen CO2-Grenzwertstrafen zu vermeiden. Mit einer Absenkung des Grenzwerts auf 93,6 g/km im Jahr 2025 (im Vergleich zu 115,1 g/km im Jahr 2024) steigt der Druck weiter. Jedes Gramm darüber kostet 95 Euro pro verkauftem Fahrzeug.
Der Plug-in-Hybrid schien die ideale Lösung zu sein, um Leistung, elektrische Reichweite und geringe Emissionen in Einklang zu bringen. Doch das Bild wird komplizierter. Obwohl die elektrische Reichweite einiger Modelle inzwischen über 100 km liegt, was diese Fahrzeuge für den täglichen Gebrauch relevant macht, wird die Grenze von 50 g/km schwer zu erreichen. Europa scheint also ein starkes Signal zu senden: Die Zukunft gehört dem reinen Elektroantrieb. Allerdings wirft dieser Übergang Fragen auf. Die Warteschlangen an den Ladestationen, die besonders in der Urlaubszeit sichtbar sind, zeigen, dass die Infrastruktur mit der massiven Elektrifizierung noch nicht Schritt hält. Setzt Europa fast ausschließlich auf Elektrofahrzeuge, könnte das zu schnell gehen? Die Verbraucher selbst fragen sich bereits, wie praktisch diese Veränderungen wirklich sind.
Auch wenn Europa eindeutig die Energiewende beschleunigen möchte, stellt es die Hersteller vor ein echtes Dilemma. Die Euro-6e-bis-Normen, obwohl weniger drastisch als die kommende Euro-7-Norm, verstärken den Gedanken, dass der PHEV eine Übergangstechnologie ist, die mittelfristig verschwinden wird. Ist dieser Ansatz in einem Kontext sinnvoll, in dem die Nachfrage nach leistungsfähigen und angepassten Hybridlösungen noch stark ist? Bei WOT sehen wir in diesen neuen Normen eine Chance, über innovativere Lösungen nachzudenken, und betonen gleichzeitig die Bedeutung, nicht übereilt vorzugehen. PHEV haben weiterhin ihren Platz, doch das europäische Normenspiel könnte diese Modelle an den Rand drängen, obwohl sie für bestimmte Anwendungen weitaus besser geeignet sind als reine Elektrofahrzeuge. Eines ist sicher: Die Zukunft der Automobilbranche wird weder linear noch einheitlich verlaufen. Fortsetzung folgt.