
Die Automobilindustrie durchläuft eine stille, aber radikale Revolution. Unter dem Druck von Normen, gesellschaftlichen Erwartungen und der globalen Erwärmung entstehen allenthalben Lösungen zur Reduzierung des CO₂-Ausstoßes. Unter den unerwarteten Akteuren dieser Transformation ergreifen Öl- und Energieriesen Initiativen, die, ob man sie nun skeptisch oder optimistisch betrachtet, eine genaue Beobachtung verdienen.
So geschehen bei Aramco, einem der globalen Energiegiganten, der in Saudi-Arabien seine allererste Anlage zur direkten CO₂-Abscheidung aus der Luft (Direct Air Capture oder DAC) eingeweiht hat. Dieser Prototyp, der in Zusammenarbeit mit Siemens Energy entwickelt wurde und in der Lage ist, 12 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr anzusaugen, zielt darauf ab, fortschrittliche Abscheidungsmaterialien zu testen, die an die lokalen klimatischen Bedingungen angepasst sind, und gleichzeitig die Kosten zu senken, um eine schnelle Skalierung zu ermöglichen.
Dieser erste Baustein ist Teil einer viel umfassenderen Strategie. Parallel dazu beteiligt sich Aramco an der Schaffung eines der weltweit größten Zentren für Kohlenstoffabscheidung, -nutzung und -speicherung (CCUS) im Industriegebiet von Jubail. Bis 2027 wird dieses Zentrum bis zu 9 Millionen Tonnen CO₂ pro Jahr abscheiden, mit dem Ziel, bis 2035 auf 14 Millionen Tonnen zu steigen. Die Idee? Die Abscheidungs- und Speicherinfrastruktur zu bündeln, um Kosten zu senken und andere Industrien zu bewegen, diesem Beispiel zu folgen.
Das ist noch nicht alles. Aramco setzt auch innovative Projekte ein, wie die mobile CO₂-Abscheidung an Fahrzeugen, die bis zu 25 % der Emissionen eines Verbrennungsmotors auffangen kann, oder die Wiederaufforstung von Mangroven und die Entwicklung von Algenfarmen, wahren natürlichen Kohlenstoffsenken.
Bei WOT tragen wir keine grüne Brille. Einige Ankündigungen ähneln stark kalibriertem Greenwashing. Aber seien wir ehrlich: In einer Welt, in der die Meinung zwischen dogmatischer Elektrifizierung und Ablehnung des Fortschritts schwankt, verdient jeder ernsthafte Versuch zur CO₂-Reduzierung eine Untersuchung.
Wir sagen es unverblümt: Wenn diese Technologien es langfristig ermöglichen, unsere Verbrennungsmotoren am Leben zu erhalten und gleichzeitig die Umweltbelange zu berücksichtigen, wären wir die glücklichsten Menschen der Welt. Das Fahrvergnügen, der Klang eines Sechszylinders, der gleichmäßige Drehzahlanstieg... das lässt sich nicht durch ein einfaches elektronisches Summen ersetzen.
Und zwischen Lösungen wie der Kohlenstoffabscheidung und synthetischen Kraftstoffen (die ebenfalls boomen) bleibt eine nachhaltige Zukunft mit Motorcharakter denkbar. Es bleibt abzuwarten, ob diese Lösungen ihre Versprechen halten und ob der Übergang nicht nur eine Image-Strategie für die Energieriesen ist.
Sicher ist, dass wir am Anfang eines großen technologischen Umbruchs stehen. Die Zeit, in der nur Start-ups alternative Ideen vorschlugen, ist vorbei. Heute erkunden Schwergewichte wie Aramco, Siemens oder auch die großen Automobilkonzerne echte Wege. Einige werden schnell verpuffen. Andere könnten das Spiel durchaus verändern.
Bei WOT begrüßen wir die Bemühungen – ob aufrichtig oder nicht –, Emissionen zu reduzieren, ohne die Motoren zu opfern. Denn im Grunde ist es vielleicht diesem Innovationswettlauf zu verdanken, dass wir unsere Motoren in einer Welt, die keinen Rauch mehr will, weiter aufheulen lassen können.