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CAFE: Die Hersteller fordern eine Fristverlängerung angesichts der europäischen CO2-Anforderungen

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Europäische Automobilhersteller stehen unter Druck aufgrund der Verschärfung der CAFE-Norm (Corporate Average Fuel Economy), die strenge Grenzen für CO2-Emissionen bei Neuwagen auferlegt. Diese Vorschrift, die 2025 in Kraft treten soll, könnte bei Nichteinhaltung zu Strafen von bis zu 16 Milliarden Euro führen. Angesichts dieser Bedrohung fordern einige Hersteller von der Europäischen Union, die Anwendung dieser verschärften Regeln um zwei Jahre zu verschieben, so ein informelles Dokument, das von Bloomberg und Le Monde zitiert wird.

Ein stagnierender Elektrofahrzeugmarkt

Die CAFE-Norm wurde bisher weitgehend eingehalten, vor allem dank des Wachstums der Verkäufe von Elektroautos sowie der Verbesserung von Verbrennungsmotor- und Hybridfahrzeugen. Allerdings begannen die Verkäufe von Elektroautos seit Ende 2023 zu sinken und machten seit Jahresbeginn nur 12,5 % der Neuwagenverkäufe in Europa aus. Mehrere Faktoren bremsen das Wachstum von Elektrofahrzeugen: die Streichung von Kaufprämien in Deutschland, Bedenken der Käufer bezüglich der begrenzten Reichweite und ein immer noch unzureichendes Netz an Ladestationen.

Ein Aufruf zur Flexibilität

Das informelle Dokument, das Luca de Meo, dem CEO von Renault und Präsidenten des ACEA (Verband der Europäischen Automobilhersteller), zugeschrieben wird, fordert eine zweijährige Verschiebung der Verschärfung der CAFE-Norm. Ziel ist es, das Inkrafttreten der strengeren Vorschrift von 2025 auf 2027 zu verschieben. Um diese Fristverlängerung zu erreichen, schlägt der Text vor, eine wenig bekannte Bestimmung der Europäischen Union zu nutzen, Artikel 122.1 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union (AEUV), die es ermöglicht, in Notfällen die Anwendung einer Vorschrift zu verschieben.

De Meo plädiert für mehr Flexibilität und argumentiert, dass das Festsetzen von Fristen und Strafen ohne Anpassungsmöglichkeiten gefährlich für die Industrie sei. Der europäische Elektrofahrzeugmarkt stagniert, und die Hersteller könnten gezwungen sein, ihre Verkäufe von profitableren Verbrennungsmotorfahrzeugen drastisch zu reduzieren oder die Preise ihrer Elektromodelle erheblich zu senken, um massive Strafen zu vermeiden.

Mögliche Szenarien

Es werden mehrere Szenarien in Betracht gezogen, um diese hohen Strafen zu vermeiden:

  • Reduzierung der Verbrennungsfahrzeugproduktion: Die Hersteller müssten die Produktion von Verbrennungsmotorfahrzeugen um mehr als zwei Millionen Einheiten und die von Nutzfahrzeugen um 700.000 Einheiten senken. Dies würde der Schließung von mehr als acht europäischen Fabriken entsprechen, mit den damit verbundenen Arbeitsplatzverlusten.

  • Kauf von CO2-Zertifikaten: Die Hersteller könnten CO2-Emissionsgutschriften von weniger verschmutzenden Unternehmen wie Tesla oder Volvo kaufen. Diese Praxis käme einer Subventionierung nicht-europäischer Konkurrenten gleich und könnte nicht ausreichen, um Strafen zu vermeiden.

  • Erhöhung der Subventionen: Die letzte Lösung besteht darin, die Subventionen für den Kauf von Elektrofahrzeugen zu erhöhen oder die Preise dieser Fahrzeuge zu senken, um einen Marktanteil von 22 % zu erreichen. Allerdings neigen die Mitgliedstaaten dazu, diese Subventionen zu kürzen, was diese Option weniger realistisch erscheinen lässt.

Unterschiedliche Positionen der Hersteller

Einige Hersteller, wie Stellantis, lehnen diesen Antrag auf Fristverlängerung ab. Carlos Tavares, CEO von Stellantis, argumentiert, dass die Regeln seit Langem bekannt seien und es jetzt zu spät sei, sie zu ändern. Er betont, dass seine Gruppe, die 15 Marken umfasst, bereit sei, die Norm einzuhalten, ohne Gutschriften kaufen zu müssen. Volkswagen, der größte Automobilhersteller Europas, arbeitet hingegen weiterhin daran, die CO2-Ziele zu erreichen, trotz der Schwierigkeiten, die mit seinen Elektromodellen aufgetreten sind.

WOT-Analyse: Eine kritische Sicht auf das Timing und die Umsetzung

Bei WOT sind wir schon immer der Meinung gewesen, dass der Übergang zur Elektromobilität viel früher hätte eingeleitet werden müssen. Die Hersteller hätten dann die Zeit gehabt, sich schrittweise anzupassen und den Markt auf diesen Wandel vorzubereiten. Derzeit sind Elektrofahrzeuge, obwohl sie durch Vorschriften gefördert werden, immer noch teuer, ihre Reichweite ist begrenzt, und die Ladeinfrastruktur ist unzureichend, um die Mobilitätsbedürfnisse vieler Nutzer zu decken.

Die Verschärfung der CAFE-Normen ist aus ökologischer Sicht lobenswert, aber ihre Umsetzung droht die europäische Industrie zu ersticken. China profitiert von der Situation, indem es erschwingliche Elektrofahrzeuge entwickelt, während europäische Hersteller Mühe haben, sich an die regulatorischen Anforderungen anzupassen und gleichzeitig wettbewerbsfähig zu bleiben.

Abschließend zeigt die CAFE-Norm eine komplexe Herausforderung für die europäische Automobilindustrie auf. Der Übergang zur Elektromobilität ist unvermeidlich, aber das durch die neuen Vorschriften vorgegebene Tempo ist zu straff. Bei WOT sind wir der Meinung, dass ein schrittweiserer Ansatz es ermöglicht hätte, die Ziele realistischer zu erreichen, ohne die Industrie und die damit verbundenen Arbeitsplätze zu opfern.

Die Welt von WOT

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