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Lotus und die Elektrifizierung

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Die Gefahr einer zu radikalen Wende

Es gab eine Zeit, in der Lotus für Leichtigkeit und reines Fahren stand, ein Mantra, das von seinem Gründer Colin Chapman mit dem berühmten Spruch „Light is right“ in die DNA der Marke gemeißelt wurde. Doch 2023 schien derselbe Hersteller, der auf der Rennstrecke mit seinen agilen und minimalistischen Autos glänzte, eine radikale Kehrtwende vollzogen zu haben: 63 % seiner ausgelieferten Modelle waren nun elektrisch angetrieben. Ein scheinbarer Erfolg, denn mit 6.970 verkauften Einheiten war dies das beste Jahr in der 76-jährigen Geschichte des Unternehmens. Fast schien es, als würde Lotus zum König der Elektroautos werden, doch die grünen Träume verblassten schnell.

Der strategische Fehler der Elektrifizierung um jeden Preis

Lotus' Ziel für 2024? 55.000 weltweite Verkäufe. Innerhalb weniger Monate wurde diese Zahl jedoch drastisch nach unten korrigiert: Jetzt werden nur noch 12 000 Einheiten erwartet. Was das Jahr 2025 betrifft, so ist das ursprüngliche Ziel von 76 000 Exemplaren auf 30 000 gesunken - und selbst dann nur, wenn alles gut geht. Ein solcher Einbruch lässt sich nicht allein durch den Markt oder wirtschaftliche Zwänge erklären: Er ist vor allem symptomatisch für ein Missverständnis dessen, was das Herzstück von Lotus ausmacht.

Für uns von WOT ist diese rein elektrische Strategie ein Widerspruch zu den Grundprinzipien der Marke. Lotus hat versucht, sich in gesättigten Marktsegmenten zu positionieren - schwere SUVs, luxuriöse Limousinen und elektrische Hypercars - und dabei das vernachlässigt, was den Erfolg des Unternehmens ausmacht: Leichtigkeit, Einfachheit und den Geist der Rennstrecke. Das ist ein eklatanter Widerspruch, vor allem für eine Marke, die sich auf exzellentes Fahrverhalten und das ständige Streben nach Gewichtsreduzierung aufgebaut hat.

Schwer und teuer: Modelle, die dem Lotus-Geist widersprechen

Die Manager von Geely, dem Eigentümer von Lotus, haben die DNA der britischen Marke anscheinend falsch verstanden. Während die Automobilwelt einen Überbietungswettbewerb bei den über zwei Tonnen schweren Elektro-SUVs sieht, ließ sich Lotus von diesen überteuerten und sperrigen Modellen verführen. Die traditionelle Zielgruppe von Lotus hat jedoch nie nach solchen Fahrzeugen gesucht. Es waren die leidenschaftlichen Fahrer, die die Straße und jede Kurve spüren wollten, die die Marke immer unterstützt haben. Diese elektrifizierten SUVs und Großraumlimousinen haben nichts mit dem Geist Chapmans zu tun, und die schleppenden Verkaufszahlen belegen dies.

Das Emira Coupé, das einzige Modell, das ein wenig an die glorreiche Vergangenheit von Lotus zu erinnern scheint, ist von dieser Entwicklung nicht ganz ausgenommen. Obwohl es verführerisch ist, bleibt es weit von den ursprünglichen Werten der Marke entfernt. Die Besessenheit von Elektrifizierung und Luxus hat das Wesen von Lotus verwässert, das einst für Leichtigkeit und erschwingliche Leistung stand.

Ein Geister-Hypercar und gebrochene Flügel

Der andere große strategische Fehltritt betrifft den Evija, das mit Pauken und Trompeten angekündigte elektrische Hyperauto von Lotus. Obwohl es eine atemberaubende Leistung verspricht, bleibt es für die meisten Fans der Marke eine Fantasie. Dieses ultrateure Hypercar spiegelt in keiner Weise die Geschichte von Lotus und seinen ursprünglichen Ansatz der erschwinglichen Leistung wider. Schlimmer noch, man hat noch nicht gesehen, wie es die Straßen zähmt, was Zweifel an seiner Relevanz und seiner tatsächlichen Wirkung aufkommen lässt.

WOT-Fazit: Eine seelenlose Elektrifizierung

Die Elektrifizierung muss nicht unbedingt etwas Schlechtes sein. Wie wir heute sehen, führen viele Marken diesen Übergang erfolgreich durch und behalten dabei ihre Identität bei. Bei Lotus scheint diese Strategie jedoch falsch kalibriert zu sein. Anstatt sich auf sein Erbe zu stützen und leichte, agile und erschwingliche Elektrofahrzeuge anzubieten, hat sich die Marke in ein Rennen um Luxus-Elektroautos gestürzt und dabei die Seele geopfert, für die sie berühmt war.

Der Traum von einem triumphalen, vollelektrischen Lotus wurde zum Albtraum, und die Verkaufszahlen sind der Beweis dafür. Wir bei WOT bedauern, dass Lotus sich von seiner Gründungsphilosophie entfernt hat, um Trends zu folgen, die nicht seiner DNA entsprechen. Hoffen wir, dass die Marke sich neu erfinden kann, bevor sie endgültig das verliert, was ihre Größe ausmachte.

Fortsetzung folgt...

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