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Kabelloses Laden

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Innovation als Rettungsanker für Porsche?

Porsche sorgte kürzlich für Schlagzeilen, als die Marke eine induktive Ladetechnologie für den kommenden vollelektrischen Cayenne ankündigte, der 2026 auf den Markt kommen soll. Die Idee klingt verlockend: Eine 11 kW starke Bodenplatte ermöglicht das Laden ganz ohne Kabel – man muss lediglich darüber parken. Eine Lösung, die ganz offensichtlich ein zentrales Problem der Elektromobilität adressiert. Doch obwohl Porsche diese Technologie als bahnbrechende Innovation präsentiert, ist die Idee alles andere als neu. Die Frage steht im Raum: Ist technologische Innovation wirklich die Antwort auf die aktuellen Schwierigkeiten der Marke?

Eine "innovative" Technologie mit jüngerer Vergangenheit

Das System „Porsche Wireless Charging“ ist zweifellos eine technische Meisterleistung. Mit einer Leistung von 11 kW und einem Wirkungsgrad von 90 Prozent erreicht es die gleiche Effizienz wie eine herkömmliche Wallbox – nur eben ohne den Aufwand des Ansteckens. Ein echter Komfortgewinn. Doch ganz neu ist das Konzept des „kabellosen Ladens“ nicht. Schon 2018 stellte BMW ein eigenes induktives Ladesystem für den 5er Hybrid vor. Zwar war die Leistung damals deutlich geringer (rund 3,4 kW), doch das Prinzip „über einer Platte parken zum Laden“ ist definitiv keine Exklusiventwicklung aus Zuffenhausen.

Mit dem Einsatz dieser Technologie möchte sich Porsche offensichtlich positionieren und in einem zunehmend überfüllten Elektro-Markt abheben.

Innovation als Antwort auf Porsches Schwierigkeiten?

Die Markteinführung dieser Technologie erfolgt in einem heiklen Moment für Porsche. Die Marke verzeichnet aktuell sinkende Verkaufszahlen und steht im Luxussegment unter erheblichem Druck durch neue Wettbewerber. Besonders Elektrofahrzeuge scheinen es bei Porsche schwer zu haben, bei einer Marke, deren Ruf auf Motorenkompetenz und der Emotionalität von Verbrennungsmotoren fußt.

Diese fieberhafte Jagd nach neuen Technologien – so sinnvoll sie auch sein mögen – könnte auch ein Symptom eines tieferliegenden Problems sein: dem fehlenden Charakter neuer Modelle. Der typische Porsche-Kunde, verwöhnt von der mechanischen Exzellenz der Marke, steht nun vor Elektrofahrzeugen, die trotz ihrer Leistungsfähigkeit Mühe haben, ihren Preis zu rechtfertigen. Der Einstiegspreis eines 911 ist regelrecht explodiert, und der neue 992.2 Turbo S übersteigt mit ein paar Optionen locker die 300.000 Euro – Preise, die in einem Markt mit schwindendem Markenwert immer schwerer durchsetzbar sind.

Die Hoffnung liegt nun darin, dass das induktive Laden durch seinen beispiellosen Komfort die Verkäufe des neuen Cayenne Electric wieder ankurbeln kann. Es ist eine kluge Strategie zur Differenzierung.

Fazit: Technologie im Dienst des Fahrvergnügens – nicht des Images

Bei WOT glauben wir an Innovation, die das Fahrerlebnis verbessert. Das kabellose Laden von Porsche ist eine hervorragende Idee, denn es beseitigt eine Hürde und verbessert die Alltagstauglichkeit. Doch wir hoffen, dass diese Suche nach „Spielereien“ nicht davon ablenkt, was Porsche wirklich ausmacht: Fahrspaß. Die Seele einer Marke liegt nicht in einer Ladeplatte, sondern im Herzen des Fahrzeugs. Wir hoffen, dass sich Porsche dessen bei künftigen Modellen wieder bewusst wird.

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